»Die Armee hat schwarze Listen«
Nach dem Militärputsch in Honduras: Politisch bekannte Aktivisten müssen im Untergrund arbeiten. Ein Gespräch mit Gilberto Rios
Von Torge LödingGilberto Rios gehört zur »Coordinadora Nacional de la resistencia popular«, der nationalen Koordination des Volkswiderstandes in Honduras
In Honduras hat am Sonntag das Militär geputscht und Präsident Manuel Zelaya verschleppt. Wie ist die Lage in demzentralamerikanischen Land?
Es wird immer schlimmer. Am Montag nachmittag ging das Militär gewaltsam gegen die Protestierenden vor. Es herrscht die meiste Zeit Ausgangssperre. Der Staatsstreich hat faschistische Züge. Es zirkulieren schwarze Listen mit den Namen von Aktivisten aus den sozialen Bewegungen. Bisher gab es nur vereinzelte Verhaftungen, aber wir begeben uns jetzt in den Untergrund, um der Repression zu entgehen. Dieses Telefonat wird vorerst unser letztes sein müssen.Ist sich die soziale Bewegung einig in der Analyse des Putsches, oder gibt es unterschiedliche Einschätzungen?
Die Organisationen der sozialen Bewegung stehen Seite an Seite im Kampf, es gibt keine Spaltung. Wir versuchen so gut wie möglich, Druck von innen zu machen. Außenpolitisch ist das Putschregime total isoliert und als antidemokratisch charakterisiert. Deshalb glauben wir nicht, daß es sich lange halten wird.Am Montag sollte es einen Generalstreik gegen den Putsch geben. War dieser erfolgreich?
Es wurde gestreikt. Aber die Beteiligung hätte besser sein können. Unser Problem war die Kommunikation, wir haben kaum Medien, um den Streikaufruf bekanntzumachen.Sie erwähnten schwarze Listen mit den Namen von Aktivisten. Bereits vor zwei Jahren zirkulierten solche in Honduras. Sind das die gleichen?
Auf der ersten Liste standen 27 Namen, eine Gewerkschafterin davon wurde im vergangenen Jahr ermordet, viele andere bedroht. Auf der aktuellen Liste erscheinen bereits 600 Personen mit politischer Funktion. Diese haben sich nun allesamt in Sicherheit gebracht.Wer steckt hinter dem Putsch?
Es gibt einen Plan des CIA, international stehen die gleichen Köpfe hinter dem Putsch wie 2002 in Venezuela. Hierzulande insbesondere die Medien, die Rafael Ferrari Sosa, Expräsident Carlos Flores, Miguel Andonie und Jorge Canahuati gehören – sprich die Zeitungen La Tribuna und El Heraldo, Radio América und Radio HRN.Wie können Sie international unterstützt werden?
Am meisten hilft uns, wenn von der Unterdrückung in Honduras berichtet und so der internationale Druck erhöht wird. Die meisten bürgerlichen Medien stehen auf seiten der Putschisten, deshalb sind alternative Medien wie junge Welt so wichtig.
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